Ein Besuch der Theater AG im Kurtheater Baden
Eigentlich startet das Theater schon vor der Vorstellung von ‹Wie Ida einen Schatz versteckt und Jakub keinen findet›, denn kaum ist es dunkel im Proberaum, hoch oben über dem Bühnen- Parkett, da leuchtets wild auf. Aber nicht auf der Bühne, sondern in der ersten Zuschauerreihe der dort am Boden sitzenden Kinder. Nein, kein Handy, sondern blinkende Kinderschuh-Sohlen, wohl etwas vom Unnötigsten von vielem Unnötigen, welches die Menschheit als Verkaufsargument je erfunden hat… nach einer wirschen, bestimmten Bemerkung des Lehrers stellt es aber sofort ab (übrigens war’s kein Endinger Kind…) Die Vorstellung kann also beginnen. Und wie!
Die Schauspielerin und der Schauspieler kommen nämlich per Lift auf die Bühne, mit vielen Kisten auf den Armen, jedenfalls die arme Frau, nichts sehend, nur tuend, was der Mann sagt, welcher sie lotst, bis es soweit kommt, wie es kommen musste, der Kistenturm in sich zusammen- und zu Boden fällt. Beide bringen es wieder in Ordnung und positionieren ihre Spielfiguren auf und sich selbst neben dem Tisch vor der Wand. Sie ist Ida und spricht deutsch. Er ist Jakub und spricht meist deutsch und manchmal komisch, vielleicht tschechisch? Sie kennen sich wohl noch nicht.
Beiden ist’s langweilig und beide haben irgendwann eine Idee: Ida will einen Schatz verstecken und Jakub einen finden, denn er hat eine Schatzkarte in den Händen, mit aufgezeichnetem Weg über Berge, durch Wälder und Wasser. Soviel zur Ausgangslage des Abenteuers…
meist sprechen und spielen darin dann die kleinen Figuren, doch manchmal übernehmen dies auch die SchauspielerInnen selbst, sie sind nämlich genau gleich gekleidet und frisiert wie die Modelle! Und dann kommt da noch eine dritte Spielerin dazu: Valentin. Anfangs nur hörbar, später erst sichtbar. Valentin ist der Techniker, fast immer jedenfalls. Er bedient eine Kamera auf einem Stativ, welche die Figuren manchmal so nah heranzoomt, dass diese auch überlebensgross an der Wand sichtbar sind, zum Beispiel Ida, wenn sie die Umgebung nun nach einem geeigneten Versteck erkundet, vorbei am Acker, der eigentlich eine kleine Sandkiste ist, mit dem pflügenden Traktor, der ein Spielzeugtraktor ist und vorbei an den drei frechen Krähen, die sich ‹vom Acker machen›, als Ida auftaucht… vorbei auch an vielen Steinen, die eigentlich Legosteine sind, sich auf einem Weg über den Bergrücken hinauf mühend, der eigentlich das nackte Rückgrat des Schauspielers ist, beklebt mit Legosteinen, Modell-Tannen und Tannenzapfen, hoch bis zum felsigen Bergkopf kletternd (die graue Badekappe des Spielers), dort endlich die Aussicht geniessend, jedenfalls kurz, denn bald beginnt der Berg zu lachen und damit zu beben. Ida bekommt es mit der Angst zu tun und da beginnts dann noch zu regnen…
auch Jakubs Weg ist kein einfacher: Erst gräbt er sich im Friedhof mit Lego-Grabsteinen fast selbst ein, ohne das Geringste zu finden, dann muss er durch sumpfiges Gelände waten, wird dabei von Sumpfmonstern, welche sich bald als ulkige Frösche herausstellen, angesprochen, später gar mit der Nena-Pop-Komposition ‹irgendwie, irgendwo, irgendwann› besungen. Nur: Einen Schatz findet er nirgens, auch deshalb, weil er viel zuviel auf die Karte schaut und dabei die Welt nicht mehr wahrnimmt…
für die zuschauenden Kinder jedoch ist das Dargebotene grosses Kino! Diese Geschichte, eigentlich eine ganz einfache Road-Story, aber gespielt auf verschiedenen Ebenen, mit unterschiedlichem Fokus: Da die Figuren, dort die SchauspielerInnen, dazu auch noch das laufende Bild, da wurde vom Kleinsten bis zum Grossen ganz schön viel geboten! Bravo!!
Und irgendwann zum Schluss hin vergräbt Ida und findet Jakub zwar nichts, da beide keinen passenden Ort gefunden haben und Ida in ihrer Aufgeregtheit auch gar nichts zum Vergraben dabeigehabt hätte… doch die beiden finden sich plötzlich an derselben Stelle und irgendwie scheints, dass sie selbst ja des andern Schatz sein könnten!? Jedenfalls kehren sie ob all ihrer Erlebnisse reicher, aber müde Heim, schlafen ein und träumen denselben Traum: Der Raum ist schwarz, ganz schwarz, die SpielerInnen hinter der Wand verschwunden, selbst bei den ZuschauerInnen bleibt es dunkel, da taucht ein Bild auf, ein gründlichbläulichglänzend– schimmerndes Weissnichtwas, das jedenfalls immer grösser wird und endlich alles Schwarz einnimmt: Der Schatz! Daneben bewundernd stehend: Ida und Jakub…
Super, dass das Kulturförderprogramm ‹Kultur macht Schule› des Kantons Aargau sowie die Gemeinde Endingen den Kindern ein solch sinn- und phantasievolles Erlebnis ermöglicht haben! Danke dafür vielmals! (Erich Haller, Co-Leiter der Theater AG, 5.9.2024)