Projektwoche der Schule Endingen 

Das Klima ist ja nie nur äusserlich, es wirkt auch immer innerlich. Nicht umsonst sprechen wir im Umgang mit Menschen von einer Atmosphäre. Dies und was wir sonst noch benötigen, damit unser und anderer Klimata möglichst stimmen, waren Gegenstand der Projektwoche vom 2. bis zum 5. April für die Kindergarten- und Primarschulkinder in Endingen und Unterendingen.
Eine LehrerInnen-Arbeitsgruppe hatte sich dabei im Vorfeld mächtig ins Zeug gelegt, um ein attraktives Programm für die Kinder zusammen zu stellen:
Alle waren je an einem Tag im Wald, in einem Alters-und Pflegeheim der Umgebung, an verschiedensten Sicherheitsposten und letztlich am ‘ausmisten’, heisst am aufräumen von Endingen und Unterendingen…

Tag 1: ‹Der Mensch ist auch ein Tier!›
Statt die schrille Pausenglocke schallte das Kirchgeläute am Waldrand. Statt Kinder, die schrien, waren die zwitschernden Vögel zu vernehmen. Waldraum statt Singsaal! Der Dienstag stand ganz im Lichte des Waldes: Es waren zahlreiche Fachleute engagiert, welche an verschiedenen Standorten rund um Endingen und Unterendingen ihr Wissen weitergaben.
Z.B. der Gemeindeförster: Bei ihm standen der Wald-Nutzen als Frischluftproduzent, als Nahrungsquelle, als Schutzraum für verschiedenste Lebewesen, aber natürlich auch die Holzernte mit all den damit verbundenen Arbeitsplätzen sowie die Biodiversität im Zentrum des Interesses. Oder der Ornithologe:
Er sensibilisierte uns auf einer kurzen Runde durch den Wald auf die oft kleineren, unscheinbaren, teilweise sogar nur hörbaren Waldbewohner, die Vögel: Ein Buchfink spazierte auf, ein Rotmilan segelte über die Forststrasse, ein Zilpzalp zilzalpte eben, ein Kleiber-Gesang ähnelte einer Auto- Alarmanlage, die Kohlmeisen waren leise und zu schnell für den Blick durchs Fernrohr, der Mäusebussard querte unseren Weg in der Nähe seines eindrücklich grossen Horstes, der Buntspecht verkroch sich auf die Stammrückseite, um unseren Blicken auszuweichen.
Oder auch der Hallwilersee-Ranger und die Kräuterfachfrau:
Sie berichteten den Kindern Spannendes über das Aussehen und den Lebensraum der Waldbewohner und sammelten mit ihnen einige von den wenigen, jetzt schon wachsenden Kräutlein, um damit einen feinen Kräuter-Dipp herzustellen und zu geniessen. Nach einem kurzem Regenschauer hatten die Kinder ihre helle Freude ob dem Dachwasser, welches sich mit der lehmigen Erde zu einem wunderbar-rutschigen Schlamm vermengen liess.

Tag 2: Menschen mit Geschichten
Zwischen 7 und 96 Jahre jung war eine Gruppe mit einem guten Dutzend Kindern der Primarschule Unterendingen und die SeniorInnen des Pflegezentrums Brugg, die sich für eine Runde Stunde begegneten. Die Betagten sangen den Kindern mit “Alle Vögel sind schon da!” anfangs ein kurzes Ständchen. Die SchülerInnen wiederum gaben zusammen Elke Bräunlings Gedicht “Der Frühling steht vor der Türe” zum Besten. Beides ward mit Applaus bedacht, das ohnehin dünne Eis war nun bereits geschmolzen und es wurde erzählt: Jassen am Computer für sich im Zimmer und einmal in der Woche auch am Stammtisch im Saal, das mache sie noch gerne, berichtete die Frau, die uns auch ihr Zimmer erkunden liess. ‹Verkäuferlet› hatte sie schon immer gerne, als kleines Kind stundenlang mit Knöpfen, später sei sie dann Filialleiterin eines Ladens geworden, erinnerte sich eine Andere. Was denn die Jüngeren gerne mal werden möchten, wurden dann diese gefragt? Bis auf zwei, welche sich gerne der Polizei anschliessen würden, wussten es diese allerdings (noch) nicht…
Bei den Lieblingsessen gab es einen gemeinsamen Renner: Spaghettis!
Die Zeit zerrann im Flug… Zum Ausklang gab es noch ein kleines Preisspiel: Das ‹Team Brugg› duellierte sich mit dem ‹Team Endingen› im Ballwerfen auf eine Teppich-Zielscheibe: Die Jungen behielten dabei knapp die Oberhand. Ihr verdienter Preis: Sie wurden von Seniorinnen eine Runde lang mit einem Rollstuhl durch die Station geschoben, woran alle Beteiligten sichtlich Spass hatten!

Tag 3: Tag der Sicherheit
Grosseinsatz am Donnerstag auf dem Schulareal in Endingen: Feuerwehr, Polizei, Zivilschutz und die Such- und Rettungshund-Organisation REDOG hatten sich mit Fahrzeugen und Zelten eingerichtet. Es blinkte, pumpte, hupte und bellte da und dort immer wieder mal… und die Kindergartenkinderaugen leuchteten und fragten den Feuerwehrmann beim Anblick des geöffneten Tanklösch-Fahrzeuges: ‹Was ist denn das? Und das da und dieses dort?› Geduldig gaben die Gefragten Auskünfte zur überlebenswichtigen Ordnung im Fahrzeug, zur Maske, zum Rettungssack, zu Kletterhelmen, Motorsäge, Lüfter und Helmen, zur Wärmebildkamera, auch dass dieser Laster mit 10 Badewannen voll Wasser betankt sei. Kurz später durften sogar alle Kinder, die mochten, mit Helm ausgestattet vor den Lüfter stehen oder mit Helm und Feuerwehrschlauch ausgerüstet Zielspritzen gehen! Welch eine Freude!
Bei der REDOG ging es leiser, aber nicht minder interessant zu und her: Warum, fragte der Teamleiter, mache die REDOG denn keine Lawinenrettungen, die von einem Kind gleich als erste Rettungsart genannt wurde? ‹Weil es dort kalt ist?!›, kam spontan eine lapidar-witzige Antwort… Tatsache ist aber, dass die Lawinenhänge eben einfach oft zu weit weg von ihrem Unterland- Domizil entfernt seien… Eine weitere praktische Frage, bevor die Suchhunde aus ihren Ruhe- Käfigen gelassen wurden: Was tun, wenn man einem nicht angeleinten Hund begegnet, der uns vielleicht auch noch anbellt? Nicht wegrennen, sondern stehen bleiben, die Hände unten halten und geöffnet zeigen, eine Eiszapfen-Starre ohne Augenkontakt aushalten, das Essen, sofern man grad etwas in der Hand habe, lieber fallen lassen und dem Hund überlassen und wenn er nicht abhalten wolle, versuchen, den Besitzer um Hilfe zu rufen. Aber auch zum Umgang mit gemögigeren Hunden gab es Tipps: Vor dem Kraulen immer den Besitzer fragen und nie schlafende Hunde wecken!
Beim Zivil- oder Bevölkerungsschutz, welcher vor allem nach Katastrophen zum Einsatz kommt, konnten die Kinder hydraulische Werkzeuge zum Heben von schweren Lasten testen, so z.B. mittels eines grossen Kugel-Labyrinthes, welches mit allen vier Ecken auf Luftkissen aufgelagert war, die mittels vier Hydraulik-Steuerungen von vier Kindern fein be- und entlüftet werden mussten, damit die Kugel den richtigen Weg nahm. Da war ganz schön Teamwork gefragt!
Um Selbstverteidigung ging es bei zwei anderen Posten: In einem wurde die Formel ‹Knie-1-2-3› geübt, mit welcher Kinder und Erwachsene sich mittels gezielten Knie- und Fausthieben gegenüber Angreifern verteidigen könnten. Auch das Abwehren von Hieben wurde geübt. Am anderen Posten ging es grundsätzlich darum, überhaupt den Mut aufzubringen, mit Bestimmtheit und entsprechender Körperspannung und -haltung ‹Stop!›, ‹Lass mich los!› und ‹Geh weg!› zu sagen. Zu hoffen ist, dass sich die Kinder bei künftigen Schul-Konflikten wieder daran erinnern werden!
Bei der Polizei waren die schwere Einsatz-Schutzweste, aber vor allem das Laden einer Handfeuerwaffe (zum Glück wars nur eine Trainingspistole!) der Renner!
Es gab noch weitere spannende Sicherheits-Posten zu toten Winkeln von Lastwagen und zu Samariter-Notmassnahmen. An allen machten die Kinder und Jugendlichen mit vollem Elan mit, sodass sie am Ende des Tages genau wie die begleitenden Lehrpersonen mit vielen Eindrücken, aber auch hundemüde wieder nach Hause zurückkehrten…

Tag 4: Endingen ausmisten!
Wenn 204 Kinder aufräumen, kommt Einiges zusammen:
Herr Spuler, der die Einführung für alle Kinder und LehrerInnen gestaltete, sagte aber auch, dass im Dorf von den GemeindearbeiterInnen viel weniger aufgeräumt werden müsse, wenn Schulferien seien… Also ganz recht, wenn die Kids mal merken, was da alles so ab-, respektive anfällt! Und schon waren sie wie leuchtgelbe „Abfallkläuse“ mit schwarzen Säcken am Rücken durch alle Gassen und Strassen unterwegs, einige von ihnen als wahre Abfall-Trophäen-Jäger! Und wenn alle der rund zweihundert Kinder zwanzig Teile gefunden hatten, wovon man ausgehen kann, dann waren dies letztlich zusammen immerhin viertausend Abfälle weniger in Endingen – mindestens!
Und ja:
Eine ganze Gruppe Schulkinder hat an der Projektwoche gar nicht mitgemacht: Nämlich alle, die während den Sportferien am Schneesport-Lager teilgenommen hatten. Sie frönten damals wie in dieser Woche sicherlich ebenfalls dem guten Klima! Erich Haller für die Schule Endingen
Film zur Projektwoche

X