Die Theater AG besuchte am 20. März eine Vorstellung im Kurtheater Baden

Wer kennt BAMBI nicht? Fast niemand, behaupte ich!
Wer kennt BAMBI als Theater? Fast niemand, auch ich bis dahin nicht!
Kann BAMBI von einem Mann gespielt werden? Im Theater schon, und wie!!!

Das Bühnenbild:
Ein paar Bäume, hoch gestapelt aus dicken Baumscheiben. Ein paar Sträucher, zusammengebundene, getrocknete Schilfgräser.
Einige Tischlampen, mit Lampenschirm. Sie sind Pilze. Ein Hochsitz.
Eine halbtransparente Vorhangwand im Rückraum, als Nebelwand und für Lichtprojektionen geeignet.
Zwei Mikrophone.
Drei Stühle auf einem Teppichläufer.
Eine rote Kordel, aus dem schwarzen Himmel hängend. Zieht man dran, wechselt das Licht, das Geräusch oder irgendwas fällt von oben auf den Bretterboden: Laub, Schnee, mal ein Jägerkostüm.

Zuerst die Geburt:
BAMBI liegt da, regungslos. Mama Rehkuh ist verzweifelt, sie leckt ihn ab, was die zahlreich er– schienenen Kinder als hörbar eklig empfinden, sie stupst ihn an, sie hilft ihm auf seine staksen Beine, sie hat Angst vor der GEFAHR! Sie sind Fluchttiere, sie müssen drum weg, schnell! Sie ist glücklich, als BAMBI ein ‹Bäuerchen› macht, es spritzt auf den Boden, was wiederum viele ‹Wäh!› finden. Aber BAMBI lebt, regt sich, wundert sich über alles, was er riecht und sieht, zum Beispiel
‹Das viele Blau da, der Himmel, fällt er nicht runter?›. Er wächst schnell, lernt Spiel-Freunde und
-Freundinnen kennen, aber auch, dass der grüne, zitternde Punkt, der auf der Lichtung manchmal plötzlich auf seinem Bauch erscheint, kein lustiger Käfer, sondern eben die GEFAHR ist, was sie auch immer sein mag…
Wunderbar die Choreographien, die tänzerischen Bewegungen der drei ProfischauspielerInnen, sei es als Rehe, als Rehböcke, aber auch als neugierige Nachbarin Elster, ebenso die Geräusch– kulissen, die sie an den Mikros teils selbst erzeugen. Spannend auch, wie sie sich oft gleich wäh– rend des Schauspiels auf der Bühne umziehen und so fliessend in andere Rollen schlüpfen! Das gelingt ihnen auch deshalb, weil die Kostüme sich auf wenige, einfache Teile beschränken.
Irgendeinmal ist BAMBI’s alleinerziehende Mama über Nacht nicht mehr da, was ihn zutiefst ängstigt und traurig macht. Irgendwann ist BAMBI dann ein junger Spiesser, verliebt sich ein wenig in seine kindliche Spielkameradin FELLINE, immer mehr, plötzlich sogar sehr! Aber da ist eben noch ein anderer Verehrer, ein halbstarker Rüppel, der erst aus dem Weg geräumt sein will, um seine grosse Liebe zu gewinnen… Das Leben als Wild, lernt BAMBI nun immer mehr erken– nen, ist kein Zuckerschlecken. Dann und wann begegnet er auch dem FÜRSTEN des Waldes, ein stolzer Artgenosse mit mächtiger Krone, der aber nicht viel von ihm wissen will.
Erst ganz am Schluss, nach seinem ersten Kuss – von den Kindern wiederum mit gepressten Mündern und zurückziehender Sitzhaltung kommentiert – und nachdem er mit seiner Liebsten bald selbst ein Kind hat, welches ihm ähnlich ehrfürchtig begegnet wie er einst dem FÜRSTEN, erst dann kommt ans Licht, dass eben dieser sein Vater ist, der ihm nun seine Krone überreicht und für immer geht.
BAMBI ist nun selbst ‹The First of the Forest› und nicht mehr ‹BAMBI from the Bush›, wie er es in tierischem Übermut mal dahergeplaudert hatte…

BAMBI war grosses Theater! Eine Geschichte im Lauf des Jahres erzählt, mit dem Lauf des Lebens im Visier, mit ganz viel Fantasie entwickelt, mit unbändiger Lust gespielt. Und die Jugendlichen der Theater-AG, sie waren grossartige ZuschauerInnen. Kein Geräusch war von der vordersten Reihe zu vernehmen, doch viele gebannt-staunende Gesichter waren zu entdecken!
Und:
Der Verfasser ist sich sicher, dass BAMBI noch bis zur eigenen Aufführung des modernen Mär– chens ‹IN EINEM TIEFEN, DUNKLEN WALD›, zu dem die Eltern der KursteilnehmerInnen vor den Sommerferien herzlich eingeladen sind, noch des öftern nachhallen wird…
Erich Haller, zusammen mit Philip Brandl Kursleiter des Freifachs Theater AG

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